Welche Bedrohungen gibt es für Chiropteren?

In der Schweiz sind alle Fledermausarten gesetzlich geschützt. Dieser Status trat 1967 auf Bundesebene in Kraft. Damit wurde die Bedeutung der Fledermäuse und die Notwendigkeit eines gesetzlichen Schutzes rechtlich anerkannt.
Derzeit gelten mehr als die Hälfte der Arten im Kanton Freiburg als gefährdet und drei Arten sind im letzten Jahrhundert ausgestorben. Dabei handelt es sich um die Langflügelfledermaus, die Wimperfledermaus und die Grosse Hufeisennase.

Bedrohungen

Verlust von Fledermausquartieren

Die meisten Fledermausarten in der Schweiz nutzen Gebäude zur Aufzucht ihrer Jungen und bleiben diesen Quartieren treu. Leider haben Renovierungen, Umbauten, Nutzungsänderungen und das Anbringen von Gittern das Angebot an geeigneten Unterkünften für diese Arten deutlich verringert. Den Waldfledermäusen geht es diesbezüglich allerdings nicht viel besser. Sie sind auf ein dichtes Netzwerk von Quartieren aus alten Habitatbäumen mit Hohlräumen angewiesen. Die intensive forstwirtschaftliche Nutzung unserer Wälder in den vergangenen Jahrzehnten hat die Anzahl alter Bäume deutlich reduziert und auch wenn sich die derzeitige Bewirtschaftung verbessert hat, erfordert die Wiederherstellung eines guten Netzwerks noch einiges an Effort und Geduld.
Um dem Verlust von Fledermausquartieren entgegenzuwirken, ist es daher wichtig, die Bevölkerung für die Bedeutung von Fledermausquartieren in Gebäuden zu sensibilisieren und Massnahmen zur Förderung der Biodiversität im Wald (z.B. Totholzinseln, Waldreservate) mit einer langfristigen Vision zu verstärken, damit die verschiedenen Waldarten dauerhaft davon profitieren können.

Behandlung von Dachstühlen (Holzschutzmittel) und Pflanzenschutzmittel

Die Verwendung giftiger Holzschutzmittel zur Behandlung von Dachstühlen kann bei Fledermäusen zu starken Problemen führen.
Auch die in der Landwirtschaft eingesetzten Insektizide/Pestizide haben zur Verringerung der Populationen beigetragen. So war beispielsweise der Einsatz von DDT bis Mitte des 20. Jahrhunderts unter anderem dafür verantwortlich, dass die Kleine Hufeisennase in unseren Breitengraden fast ausstarb. Pestizide reduzieren nicht nur das Nahrungsangebot durch das Töten von Insekten, sondern können sich auch in der Nahrungskette und schliesslich in den Fledermäusen anreichern und Störungen des Nervensystems und der Fortpflanzung verursachen. Die Toxine werden hauptsächlich in den für den Winterschlaf bestimmten Fettreserven gespeichert und erst während des Winterschlafs im Körper freigesetzt.

Verlust von Jagdhabitaten

Um ihren enormen Nährstoffbedarf zu decken, brauchen Fledermäuse reichhaltige und vielfältige Jagdhabitate, in denen sich viele Insekten entwickeln können. So stellen zum Beispiel kurzgeschnittene Rasenflächen, die von Thuja- oder Kirschloorbeerhecken umgeben sind, sterile „biologische Wüsten“ dar, die von Fledermäusen nicht genutzt werden können. Auf landwirtschaftlichen Flächen weisen Monokulturen ähnlich trostlose Merkmale auf. Jede Hecke, jeder einzelne grosse Baum und jeder Obstgarten, der gerodet wird, stellt einen Verlust der Nahrungsgrundlage von Fledermäusen dar.

Störungen

Fledermäuse sind in zwei wichtigen Phasen ihres Lebenszyklus besonders störungsempfindlich: während der Fortpflanzung und während des Winterschlafs. Während sie sich zusammenfinden, um ihre Jungen zu gebären, benötigen die Weibchen möglichst ruhige und störungsfreie Wochenstubenquartiere. Wiederholte Störungen können dazu führen, dass Wochenstubenkolonien, die normalerweise von Jahr zu Jahr genutzt wurden, gänzlich verlassen werden. Der Winterschlaf der Fledermäuse dauert in unseren Breitengraden meist zwischen 3 und 6 Monaten, eine Zeit, in der sie besonders verletzlich sind. Der Prozess des Erwachens aus dem Winterschlaf erfordert eine grosse Menge an Energie. Wiederholte Störungen (sei es durch natürliche oder anthropogene Einflüsse) in den Winterquartieren können dazu führen, dass die Fledermäuse ihre Fettreserven vor Ende des Winters verbrauchen und sterben. Kühle, feuchte und ruhige unterirdische Lebensräume sind für den Winterschlaf von Fledermäusen entscheidend.

Lichtverschmutzung

Die Lichtverschmutzung stellt für Fledermäuse – wie für alle nachtaktiven Tiere – eine grosse Bedrohung dar. Eine schlecht platzierte Beleuchtung kann folglich dazu führen, dass ein gesamtes Quartier verlassen wird. Im Kanton Freiburg sind fast die Hälfte aller Kirchen beleuchtet, wodurch ein Teil von ihnen für Fledermäuse unbewohnbar geworden ist. Natürlich ist es am besten für Fledermäuse, wenn es nachts überhaupt keine Beleuchtung gibt. Einige einfache Massnahmen können jedoch dazu beitragen, dass auch bei einer Beibehaltung eines gewissen Masses an Beleuchtungen die Bedingungen für Fledermäuse trotzdem akzeptabler werden. So können beispielsweise bei der Planung von Beleuchtungen Ausflugslöcher von Wochenstuben miteinbezogen und deren umliegende Beleuchtung gezielt vermieden werden. Die Lichtverschmutzung betrifft jedoch nicht nur die Quartiere von Fledermäusen: Sie hat unter anderem auch grosse Auswirkungen auf die nachtaktiven Beuteinsekten und wirkt sich auf die Nutzung von Jagdhabitaten wie auch von Flugkorridoren aus.
Während einige wenige Arten gelernt haben, sich das Licht vorübergehend zunutze zu machen, indem sie zum Beispiel um Strassenlaternen herum jagen (da dort Beutetiere angelockt werden), benötigt die Mehrheit der (lichtscheuen) Arten Dunkelheit, um sich zu bewegen und ausreichend Nahrung zu finden. Die Entwicklung eines Netzwerks von dunklen Flächen wird mit der zunehmenden Lichtverschmutzung immer wichtiger.

Strassenverkehr

Viele Fledermausarten orientieren sich an Landschaftsstrukturen, um sich fortzubewegen. Wenn eine Strasse einen Flugkorridor mit einer solchen Landschaftsstruktur durchschneidet, neigen viele Arten dazu, abzutauchen und den offenen Raum in Bodennähe zu durchqueren. Dieses Verhalten führt leider häufig zum Tod durch die Kollisionen mit Fahrzeugen. Obwohl es aufgrund fehlender Daten schwierig ist, die durch Autos verursachte Mortalität zu schätzen, wird sie als keinesfalls vernachlässigbar angesehen.

Windkraftanlagen

Windkraftanlagen stellen eine grosse Gefahr für manche Fledermäuse dar, vor allem für wandernde und hochfliegende Arten (Nyctalus, Serotinus/Vespertilio und Pipistrellus). Selbst wenn Fledermäuse nicht direkt mit den Rotorblättern kollidieren, erleiden sie oft sogenannte Barotraumas (tödliche, innere Verletzungen), die durch den starken Druckunterschied nach dem Vorbeischlagen des Rotorblattes verursacht wird.

Predation

Fledermäuse haben nur wenige natürliche Feinde: einige tag- und nachtaktive Raubvögel, deren Auswirkungen meist als vernachlässigbar angesehen werden können, und insbesondere Baum- und Steinmarder. Wenn letztere Zugang zu einer Kolonie haben, können sie dort allerdings erhebliche Schäden anrichten (teilweise werden ganze Wochenstubenquartiere aufgegeben).
Hauskatzen stellen eine sehr grosse Bedrohung von Fledermäusen und vielen weiteren Kleinsäugern dar. Die Auswirkungen der Katzen auf die Populationen werden umso grösser, wenn Katzen Zugang zu Dächern haben, von wo aus sie den Eingang zu Wochenstubenquartieren ausfindig machen und Abend für Abend Weibchen beim Ausflug aus der Luft fangen können (hinzu kommt der Tod der Jungtiere, die nach dem Verlust der Mutter verhungern).

Privatpersonen

Viele einfache Massnahmen können Fledermäusen helfen. So können Sie ganz einfach – und das ist die nützlichste Naturschutzmassnahme – Fledermäuse, die sich bei Ihnen niederlassen, trotz kleiner Kotpellets, die im Bereich um ihr Haus/Wohnung anfallen könnten, akzeptieren (gegen das Anhäufen von Fledermauskot lässt sich oft eine Lösung finden, z. B. indem man ein kleines Brett unter dem Einflugloch befestigt). Auch das Melden von Kolonien ist für uns wertvoll, da wir so Weiteres über die Verbreitung dieser unauffälligen Tiergruppe in Erfahrung bringen können. Wenn Sie Arbeiten an Ihrem Dach planen und wissen, dass es von Fledermäusen genutzt wird, kontaktieren Sie uns, um Lösungen zu finden, die mit dem Erhalt der Kolonie vereinbar sind. Da das Gesetz (siehe hier) auch die Quartiere von Fledermäusen schützt, müssen die Arbeiten zwischen November und März durchgeführt werden (während der Zeit, in der die Tiere nicht anwesend sind). FRIbat ist unter anderem dafür da, um Sie zu beraten. Zögern Sie also nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie sich in einer solchen Situation befinden. Der Einsatz von Pestiziden ist nicht nur für Fledermäuse schädlich, sondern auch für die Natur im Allgemeinen, also verzichten Sie so weit wie möglich darauf. Ebenso sollten Sie, falls Sie Ihren Dachstuhl behandeln müssen, fledermausverträgliche Produkte (Liste hier erhältlich) verwenden (die Behandlung darf nur im Winter stattfinden!). Wenn Sie eine Katze besitzen, sorgen Sie dafür, dass sie keinen Zugang zum Eingang einer Wochenstube hat und verhindern Sie möglichst, dass sie auf umliegende Dächer gelangt. Verzichten Sie im Idealfall auf eine Katze oder halten Sie sie in der Wohnung. Wenn Sie weitere Massnahmen zugunsten von Fledermäusen durchführen möchten, besuchen Sie bitte die Seite «Fledermäuse fördern». Dort werden Lösungen wie das Anbringen von Fledermauskästen oder die Erstellung/Erhaltung eines natürlichen Gartens vorgestellt, welche der Fledermausfauna helfen. Schliesslich können Sie unsere Arbeit für die Erforschung und den Schutz von Fledermäusen auch unterstützen, indem Sie unser Buch „LICHT AN!“ kaufen oder eine Spende tätigen. Herzlichen Dank!

Gemeinde

Auf Gemeindeebene können zahlreiche Massnahmen ergriffen werden, um Fledermäuse zu fördern: Planen Sie Ihre Strassenbeleuchtung so, dass die Lichtverschmutzung reduziert wird (Lichtplan), fördern Sie eine umweltfreundliche Forstwirtschaft, erhalten und schaffen Sie natürliche Lebensräume (Hecken, Teiche, Blütenreiche Wiesen), Inventarisieren/Kartieren Sie die verschiedenen Fledermausquartiere, die es im Gemeindegebiet gibt, und richten Sie eventuell potenzielle Fledermausquartiere in Gemeindegebäuden ein.

Kirchengebäude und Pfarrei

Traditionelle Kirchen, deren Dachböden oft grosse, dunkle, warme und ruhige Räume darstellen, sind bei Fledermäusen sehr beliebt, vor allem für die Geburt und Aufzucht von Jungtieren. Im letzten Jahrhundert gab es kaum eine Kirche, in der nicht eine Fledermauskolonie lebte. Auch heute noch weist fast die Hälfte der Kirchen im Kanton Spuren einer Besiedlung durch die kleinen Säugetiere auf. Die Mehrheit der prioritären Kolonien, die von FRIbat betreut und überwacht werden, leben in diesen Gebäuden. Sie sind gleich für mehrere Arten von sehr grosser Bedeutung. Dennoch bleibt die nächtliche Beleuchtung dieser Gebäude ein wiederkehrendes Problem, das, wie wir weiter oben erläutert haben, den Fledermäusen stark schaden kann.
Wenn Sie von einer Kolonie in einem Ihrer Gebäude wissen, informieren Sie uns! Und wenn Sie Arbeiten planen, nehmen Sie vorher Kontakt mit uns auf. Mit einfachen und effektiven Massnahmen können Sie die Kolonien in Dachböden und Dächern erhalten.